a) Quantitatives: Fotos, Preis-Leistung, Seitenzahl, Größe
Das Buch enthält 40 teilweise ausducksstarke schwarz-weiß-Fotos.
Das Buch ist DIN A 5 groß und hat 148 Seiten. Es kostet 22,50 DM.
Es ist broschiert (wie ein Taschenbuch mit mattem Einband) und haltbar
gebunden (es läßt sich nicht sehr locker weit aufschlagen, aber
dafür ist es sehr stabil).
b) Schwerpunkte inhaltlich (z.B. Adressaten-Klienten, therapeutische Ausrichtung, Adressaten des Buches)
Die meisten Beiträge des Sammelbands stammen von Ulla Mehls selbst. Alle Beiträge eint das Bestreben, möglichst viele Hinweise auf laufende erlebnispädagogisch orientierte Projekte unter Zuhilfenahme des Pferdes darzustellen. Die Orientierung an der Erlebnispädagogik spiegelt damit die einheitliche Ausrichtung wider, wenngleich der Band deutlich praxisorientiert ist und keine grundlegenden Überlegungen zur Erlebnispädagogik mit Pferden enthält.
In der Regel geht es hier um Projekte mit schwer verhaltensauffälligen jungen Menschen.
Adressaten des Buches sind meines Erachtens Praktiker der Erziehungshilfe, die sich für den Einsatz des Pferdes interessieren oder passionierte Reiter mit Interesse an reittherapeutischen Einsatzmöglichkeiten.
Ein sehr kurzer Beitrag von Herrn Meyners unter Literaturhinweise am
Ende des Bandes allerdings spricht mein immer auch sehr grundlegend theoretisches
Bedürfnis an: Es handelt sich um eine Verhältnisbestimmung von
Reiten und Pädagogik, bei der auf die phänomenologische Ebene
des Bewegens verwiesen wird.
c) Stil, Besonderheiten
Der Charakter des Bandes entspricht einer guten Zusammenstellung von
(sozial-) pädagogischen Praxisberichten, die einen Überblick
bieten über vorhandene Projekte. Abgerundet wird dies durch eine sehr
"sprechende" Wiedergabe von Tagebucheinträgen und deren Verarbeitung
in Sequenzen eines "Märchens" in Bezug auf einen schon vorher geschilderten
Wanderritt.
d) Inhaltsverzeichnis
I. Jörg Ziegenspeck:
Zum Begriff "Erlebnispädagogik". Ein vorläufiger Abgrenzungsversuch
- oder: Nicht alles, was Erlebnispädagogik sein will, ist es auch
(7)
II. Klaus Jacobsen:
Der Tag, an dem ich "CUMA GITJACC" traf
Ein Vorwort (10)
III. Ulla Mehls:
Erziehung mit und durch Pferde
1. Vorbemerkung (12)
2. Erlebnispädagogik zu Pferd (12)
3. Beauftragung - Auswahl (14)
4. Das Pferd im therapeutischen Einsatz im Rahmen einer erlebnispädagogischen
Maßnahme (14)
4.1. Personelle Voraussetzungen (16)
4.2. Finanzieller Rahmen (16)
IV. Projekte in der Bundesrepublik Deutschland, der Schweiz, in Italien und in den USA (17)
A. Bundesrepublik Deutschland (17)
1. W. D. Schönfelder:
Ein Fall von "LEGASTHENIE". Schulbegleitende Projekte am Beispiel
des Schulzentrums in Hohenhameln (17)
1.1. Auftakt (17)
1.2. Annäherung (18)
1.3. Beobachtungen (18)
1.4. Informationen (18)
1.5. Fragen (19)
1.6. Maßnahmen (21)
1.7. Probleme (21)
1.8. Folgen (21)
1.9. Erklärungen (22)
1.10. Anmerkungen (23)
1.11. Zusammenfassung (24)
2. Ulla Mehls:
Präventive Maßnahmen am Beispiel der Stadt Kassel (26)
3. Ulla Mehls:
"Warme Pferderücken geben Selbstvertrauen". Heilpädagogisches
Reiten auf Pfullinger "Ponderosa" (30)
4. Reiten als Freizeit- und Ferienmaßnahmen während der Heimunterbringungen am Beispiel der Kinderheimat Kleingartach (32)
4.1. Joachim Kurrle:
Die Bedeutung des Wanderreitens unter heil- und sozialpädagogischen
Aspekten sowie deren Auswirkungen im Gruppenverband (33)
Was heißt "erlebnisorientierte Freizeitmaßnahme (Wanderreiten)
unter sozialpädagogischen Gesichtspunkten"? (33)
4.1.1. Warum ansatzweise "therapeutische" Maßnahme ? (33)
4.1.2. Wirkungszusammenhänge dieser Maßnahme (33)
4.2. Die Gruppe (34)
4.2.1. Auswahl der Teilnehmer (34)
4.2.2. Zusammenstellung der Gruppe (34)
4.2.3. Die Gruppenteilnehmer (35)
4.3. Vorbereitung und Durchführung des Wanderrittes (36)
4.3.1. Vorbereitung (36)
4.3.2. Durchführung des Wanderrittes (36)
4.4. Ziele des Wanderrittes, die die persönlichen und sozialenBeziehungen
der Jugendlichen ansprachen (43)
5. Ulla Mehls:
Therapiebegleitende und -ergänzende Maßnahmen der Psychiatrischen
Klinik. Eine Darstellung am Beispiel des PLK Weinsberg (45)
6. Ulla Mehls:
Reiterpaß - Kleines Hufeisen, Reitabzeichen IV und 111 F.N.
durchgeführt als heilpädagogische Freizeitmaßnahme in gemischten
Gruppen vom "Verein für Reittherapie und Heilpädagogik e.V."
- Celle (VRH) - Reitstall F.N. (46)
7. Ulla Mehls:
DAKTHUMM - ein Weg (47)
7.1. Ausgangslage (48)
7.2. Teilnehmer (48)
7.3. Betreuer (50)
7.4. Tägliche Dokumentation (51)
7.5. Planung und Vorbereitung (52)
7.6. Reisephase (55)
7.6.1. Die ersten zwei Wochen (55)
7.6.2. Die weiteren vier Wochen 57
7.6.3, Endphase 60
7.7. Fazit und Weiterentwicklung 61
8. Ulla Mehls:
Cuma Gitjacc - miteinander, zueinander, füreinander. Integrationsmaßnahmen
für eine Heimgruppe des "Vereins für Reittherapie und Heilpädagogik
e.V." Celle (64)
8.1. Ausgangslage "Hof Leben" zum Februar 1990 (64)
8.1.1. Problemdefinition (64)
8.1.2. Problemlösung (65)
8.1.3. Realisierung der Lösungsvorschläge (65)
8.1.4. CUMA GITJACC (65)
8.1.5. Planung im einzelnen (66)
8.1.6. Kosten / Finanzieller Rahmen (68)
8.2. Problembeschreibung (68)
8.2.1. Teilnehmer (68)
8.2.2. Reiseroute (70)
8.3. Vorbereitung (70)
8.3.1. Die leitenden Prinzipien (70)
8.4. Reisephase (73)
8.5. Schlußphase (86)
8.6. Nachbereitung (89)
8.7. Fazit und Ausblick (90)
9. Ulla Mehls:
AMTU ALUMEH. Erlebnispädagogische Maßnahmen mit Pferden,
Kanus und Fahrrädern für Eltern und Kinder im Sommer 1991 in
Mecklenburg (92)
B. VEREINIGTE STAATEN VON NORDAMERIKA (USA) (100)
1. Ulla Mehls:
Individuelle Maßnahmen und Gruppenmaßnahmen als allgemeine
Lebensgrundlage und als Schulersatz - am Beispiel von Green Chimneys, Brewster,
New York (100)
2. Michael Kaufmann:
Farm-Therapie (105)
C. ITALIEN / SCHWEIZ (107)
1. Ulla Mehls
Pro Juventute (107)
1. 1. Therapeutische Wohngemeinschaft Podernuovi bei Siena
/ Toskana für ehemalige Drogenabhängige (107)
1.2. Reiten als erlebnistherapeutische Hilfe (108)
1.3. Verantwortung für Haus und Stall (110)
1.4. Vorbereitung auf die Realität (111)
2. Dave A. (ehemaliger Klient von Podernuovi):
Erfahrungsbericht: "Was ist ein Treck ?" (113)
V. Ulla Mehls:
Beispiel einer Reflektion Im Projekt CUMA GITJACC des "Vereins für
Reittherapie e.V." - Celle. Tagesberichte, Situationsbeschreibungen, Kindertagebucheintragung
und Auszüge aus der CUMA GITJACC Parabel (115)
VI. Max Busch:
Schlußbemerkung aus der Sicht eines Beteiligten (131)
VII. Literaturhinweise (133)
1 Eckart Meyners:
Reiten und Pädagogik - Pädagogik und Reiten (133)
2. Einige Buchhinweise zum therapeutischen Reiten (137)
3. Hinweise auf die erlebnispädagogischen Schriftenreihen:
1. "Kleine Schriften zur Erlebnispädagogik" (139)
2. "Schriften - Studien - Dokumente zur Erlebnispädagogik"
(141)
3. "Wegbereiter der modernen Erlebnispädagogik" (142)
4. "Grundlagen für die moderne Erlebnispädagogik" (146)
e) Klappentext des Verlages
Leider ist kein Klappentext vorhanden.
f) Inhaltliche Zusammenfassung bzw. Anmerkungen zum Inhalt:
Die erste ausführlich beschriebene Maßnahme ist der Beitrag von W. D. Schönfelder zur Legasthenie. Hier wird die Anwendung von heilpädagogischem Voltigieren im Fall eines stark legasthenen Schülers referiert, der zum Zeitpunkt des Beginns der Maßnahme schon 15 Jahre alt ist; dennoch lassen sich schon nach einem halben Jahr erstaunliche positive Veränderungen des Schülers im Schreiben und bei einem allgemeinen Intelligenztest feststellen.
Auch J. Kurrles Schilderung eines 10-Tages-Wanderritts ist spannend und detailreich erzählt. Er ermöglicht dem Leser, den Aufbau der Maßnahme, aber auch Einzelentscheidungen und Konsequenzen nachzuvollziehen.
Die in einjährigem Abstand durchgeführten Projekte DAKTHUMM und CUMA GITJACC erlauben durch ihre ausführliche Darstellung einige Vergleiche und Reflexionen auch durch die Leser. Das zweite Projekt wird zusätzlich dadurch veranschaulicht, daß einige der vorher geschilderten Krisen und besonderen Momente in einem zweiten Kapitel durch Tagebucheinträge der Kinder oder der Betreuer sowie ihre Verarbeitung mit Hilfe der projekt-Parabel (einer erzählerischen Verarbeitung in Form einer märchenhaften Fabel von Ameisen) ergänzt werden. Einige dieser Verarbeitungen werden zusätzlich begründet bzw. kommentiert. Dadurch wird sowohl der Verlauf als auch die pädagogische Dimension des Wanderritts transparent.
Das erlebnispädagogische Projekt AMTU ALUMEH bietet für Kinder und Jugendliche, die noch im Heim leben, die Möglichkeit, in beschütztem, gleichzeitig aber anregendem Rahmen das erneute Zusammenleben mit den eigenen Eltern vor Beendigung ihres Heimaufenthalts zu erproben und anzubahnen.
Darüber hinaus wird die New Yorker Internatsschule Green Chimney vorgestellt, die Farmleben mit der Betreuung diverser Tiere und der Versorgung kranker und verletzter Wildtiere als Alternative zu Schule anbietet, um extrem traumatisierten Schulabbrechern und -verweigerern ein Leben innerhalb der menschlichen Gemeinschaft zu allererst wieder zu ermöglichen.
Die letzte ausführliche Darstellung bezieht sich auf ein Suchthilfeprogramm für Erwachsene, das von der Schweizer Jugendhilfeorganisation PRO JUVENTUTE in Italien mit der Hilfe von 20 Pferden und gesonderten zweiwöchigen Reit-Trekkings durchgeführt wird. Der Darstellung ist ein Selbsterfahrungsbericht eines der Teilnehmer an einem Trekking angefügt, der deutlich macht, worin die Qualität eines solchen Erlebnisses für ihn bestand.
Die anderen aufgeführten Projekte werden nur kurz, wohl abhängig von der Informationslage, dargestellt.
Insgesamt zeigt das Buch die vielseitigen Möglichkeiten, wie das
Pferd sinnvoll in bestehenden erlebnispädagogischen Projekten eingesetzt
wird. Eine grundsätzliche theoretische Erörterung unterbleibt
aber. Persönlich fehlte mir eine Darstellung der Pferde in allen Projekten
- vielleicht hängt das damit zusammen, daß in diesem Buch stärker
als in anderen die Pferde explizit als Medium angesehen werden?