a) Quantitatives: Fotos, Preis-Leistung, Seitenzahl, Größe
Das Buch enthält schwarz-weiß-Fotos und grafische Darstellungen, einige Fotos sind mit ihren Bildunterschriften sehr gut verständnisfördernd. Das Buch ist etwas größer als DIN A 5 und hat 136 Seiten auf festem, sehr gutem Papier. Es kostet 59 DM. Es ist kartoniert (wie ein Taschenbuch mit bedrucktem Einband) und stabil gebunden.
b) Schwerpunkte inhaltlich (z.B. Adressaten-Klienten, therapeutische Ausrichtung, Adressaten des Buches)
Dieses Buch beschäftigt sich mit der Hippotherapie, das heißt dem Teilbereich der Reittherapie, der krankengymnastische Übungen auf dem Pferd durchführt, um körperliche Einschränkungen zu beheben oder zu verbessern. Es geht also um Kinder, Jugendliche oder Erwachsene, die aufgrund einer körperlichen Behinderung, chronischen Erkrankung oder im Zuge einer posttraumatischen (nach Unfall) Rehabilitation Hilfe bei ihrer Bewegungskoordination, ihrer Körperspannung (Aufrichtung, Kopfkontrolle, kontrollierte Bewegung etc.) erfahren sollen. Im Vordergrund steht hier also nicht die (heil- oder sozial-) pädagogische oder die sportliche Sichtweise, sondern die medizinisch-physiotherapeutische.
Die Autorin leistet innerhalb wie außerhalb des medizinischen Bezugsrahmens eine theoretische Einbettung ihrer praxisbezogenen Aussagen; es finden sich jeweils weiterführende Aspekte unter Nennung der (wissenschaftlichen) Hauptvertreter. Zusätzlich werden am Ende eines zusammenhängenden Absatzes jeweils die Kennzahlen der durchnumerierten Literaturangaben genannt, in denen sich weitere Erörterungen des jeweiligen Aspekts finden lassen - das ist ein optimaler Service für jeden Leser, da jeder dadurch bei Themen, die ihn persönlich interessieren, weiterlesen kann.
Darüber hinaus referiert Ingrid Strauß die wichtigsten traditionellen wie neueren Therapieansätze innerhalb der Physiotherapie, beschreibt spezielle Fragestellungen wie Hippotherapie in der Ergotherapie / Sensorischen Integration und stellt Bezüge her zur Pferdeausbildung nach Linda Tellington-Jones und zur Reittheorie von Sally Swift.
c) Stil, Besonderheiten
Der Stil des Buches ist nüchtern-sachlich, allerdings nicht in unverständlichem Medizinerdeutsch, sondern gut nachvollziehbar. Selbst schwierige anatomische Vorgänge werden veranschaulicht und verständlich beschrieben. Zusätzlich werden die verwendeten medizinischen Fachausdrücke in einem Glossar erklärt.
d) Inhaltsverzeichnis
Geleitwort ..... 8
Vorworte ..... 10/11
Grundlagen ..... 13
Einführung ..... 13
Pferd und Mensch ..... 13
Leistungen des Pferdes ..... 13
Wechselseitige Beeinflussung ..... 14
Das Reiten ..... 17
Reiten für Krankengymnasten ..... 18
Grundlagen ..... 18
Atemführung beim Reiten ..... 20
Spezifische Bewegungserfahrungen ..... 21
Therapeutisches Reiten ..... 27
Das Pferd in der Hippotherapie ..... 30
Definition der Hippotherapie ..... 30
Wirkprinzipien des Pferdes ..... 32
Bewegungselemente ..... 32
Bewegungsanalysen ..... 34
Wirkungen im Wahrnehmungsbereich ..... 40
Das Wesen des Pferdes ..... 41
Einsatzmöglichkeiten des Pferdes im Therapeutischen Reiten .....
41
Heilpädagogisches Reiten und Voltigieren ..... 41
Psychomotorische Förderung bewegungsauffälliger Kinder .....
42
Frühförderung bewegungsgestörter Kleinkinder ..... 42
Ergotherapie ..... 43
Psychiatrie und Psychotherapie ..... 44
Neuropsychologie ..... 44
Prävention ..... 45
Rehabilitation ..... 45
Reitsport für Behinderte ..... 45
Vorbereitung zum Heilpädagogischen Reiten und zum Reitsport für
Behinderte ..... 46
Das Therapiepferd ..... 46
Interieur ..... 46
Exterieur ..... 46
Entwicklungsstand ..... 54
Pferdegröße ..... 58
Das patientengerechte Pferd ..... 58
Der pferdegerechte Einsatz ..... 59
Stellenwert der Hippotherapie in der Krankengymnastik ..... 61
Entwicklung physiotherapeutischer Methoden ..... 61
Grundlagen ..... 61
Neue Ansätze ..... 61
Konventionelle krankengymnastische Methoden ..... 63
Neurophysiologische Behandlung nach Bobath (Neurodevelopmental Treatment
NDT) ..... 63
Behandlung nach Kabat ..... 64
Behandlung nach Vojta ..... 64
Behandlung nach Brunkow ..... 65
Funktionelle Bewegungslehre nach Klein-Vogelbach ..... 68
Behandlung nach Feldenkrais ..... 69
Psychomotorische Methoden ..... 69
Atemtherapie ..... 70
Indikationen und Gegenindikationen ..... 73
Indikationen ..... 73
Die neurologische Bewegungsstörung ..... 73
Orthopädische Fehlfunktionen und Veränderungen des Bewegungsapparates
..... 74
Wahrnehmungsstörungen ..... 75
Gegenindikationen ..... 75
Neuromotorischer Befund ..... 75
Orthopädische Befunde ..... 75
Bewegungsfremde Gegenindikationen ..... 76
Anfallsleiden - Indikation oder Gegenindikation? ..... 76
Praxis ..... 77
Allgemeine Aspekte ..... 77
Das Behandlungsteam ..... 77
Das Pferd ..... 78
Der Patient ..... 81
Behandlungskonzept und Dokumentation ..... 82
Sicherheitsmaßnahmen ..... 85
Krankengymnastische Methodik ..... 86
Auf- und Absitzen ..... 86
Sitz ohne oder mit Sattel bzw. Steigbügel ..... 87
Ausgangsstellung ..... 88
Rumpfkoordination ..... 90
Kopfhaltung ..... 92
Extremitätenhaltung ..... 93
Korrekturhaltungen ..... 93
Atemführung ..... 95
Perzeptionstraining ..... 96
Einüben von Basisfunktionen ..... 98
Übungs- und Spielhilfen ..... 98
Kind- bzw. erwachsenengerechte Behandlung ..... 99
Auge und Sehen ..... 99
Konzentrieren - anspannen - entspannen - aufhören ..... 100
Hippotherapie bei Krankheitsbildern häufigster Indikation .....
101
Frühkindliche Hirnschädigungen ..... 101
Infantile Zerebralparese (ICP) .......................................
101
Minimale zerebrale Dysfunktion (MCD) ..... 101
Multiple Sklerose (MS) ..... 102
Folgen neurotraumatischer Erkrankungen ..... 103
Entwicklungsbedingte, postentzündliche oder degenerative Nervenschädigungen
..... 103
Spina bifida ..... 103
Angeborene Fehlbildungen an den Extremitäten (Dysmelie) .....
104
Schiefhals (Torticollis spasmodicus) ..... 104
Polyneuropathie ..... 105
Morbus Parkinson ..... 105
Muskeldystrophie ..... 105
Besonderheiten ..... 116
Die Eigenständigkeit der Hippotherapie ..... 116
Der neuromotorische Ansatz ..... 116
Die Bewegungsübertragung im Rhythmus ..... 117
Das Einüben von Symmetrie ..... 118
Die Tonusregulierung ..... 118
Einwirkung auf Sensomotorik und Psychomotorik ..... 118
Anhang ..... 120
Kostenübernahme der Hippotherapie durch
die Krankenkassen ..... 120
Ausbildungshinweise ..... 123
Worterklärungsregister ..... 125
Literatur ..... 128
Sachverzeichnis ..... 133
e) Klappentext des Verlages
Strauß, Ingrid, Dr. med., geb. 1929. Studienbeginn Musik- und Kunstgeschichte, dann Medizinstudium in München mit Abschluß und Promotion 1957. Über 30 Jahre Mitarbeit an der Krankenanstalt Dr. Heinz May, Kreuth, in leitender Position. Zahlreiche Veröffentlichungen, Kongreß- und Buchbeiträge auf den Gebieten der Tuberkulose, Nephrologie und Immunologie. Seit 1975 Aufbau der krankengymnastischen Behandlung mit dem Pferd und des Behandlungszentrums Straußenhof Waakirchen in Zusammenarbeit mit Priv.-Doz. Dr. Heinz May und den Krankengymnasten seiner Klinik. Regelmäßig Veröffentlichungen, Vorträge und Fortbildungsbeiträge über Hippotherapie. 1988-1992 Vorsitzende des Deutschen Kuratoriums für Therapeutisches Reiten. e.V., Warendorf
Für ihre Verdienste in der ärztlichen Tätigkeit wurde ihr 1984 auf Antrag der Patienten das Bundesverdienstkreuz verliehen.
Hippotherapie ist eine krankengymnastische Behandlung auf neurophysiologischer Grundlage mit und auf dem Pferd. Sie wird vom Arzt verordnet und von Physiotherapeuten mit Zusatzausbildung auf geeigneten Pferden durchgeführt. Das Pferd dient dabei als therapeutisches Medium durch Bewegungsübertragung in der Gangart Schritt.
Hauptindikationen für die Hippotherapie sind neurologische Bewegungsstörungen verschiedener Ätiologie: bei Kindern Folgen frühkindlicher Hirnschädigungen; bei Erwachsenen Multiple Sklerose sowie die degenerative, posttraumatische und postentzündliche neurologische Symptomatik. Die psychische Motivation aller Patienten für ihre Mitarbeit in der Therapie ist einzigartig.
In der 2. Auflage wurden u.a. die Abschnitte Pferd; Einsatz des Pferdes
beim therapeutischen Reiten; Wirkprinzipien und Eigenständigkeit der
Hippotherapie; Voraussetzungen zur Kostenübernahme der Hippotherapie
durch die Krankenkassen und Praxis der Hippotherapie überarbeitet
und erweitert. Ein Glossar vervollständigt die Neuauflage.
f) Inhaltliche Zusammenfassung bzw. Anmerkungen zum Inhalt:
Dieses Buch ist in den wenigen Jahren, seit es auf dem Markt ist, schon ein Standardwerk der Hippotherapie geworden. Es behandelt alle wichtigen Aspekte, die beim körper- und bewegungsorientierten Umgang mit Klienten auf dem Pferd bedeutungsvoll sind.
Nachvollziehbar werden auch dem medizinischen Laien Vorgänge nahegebracht, die nicht nur für den Reittherapeuten selbst relevant sind, sondern letztlich auf der einen Seite für jeden Reiter, auf der anderen Seite aber auch für Eltern, Sonderschullehrer oder Ärzte, die etwas über die Funktionsweise der Hippotherapie erfahren wollen.
Selbst die sonst oft als "Geschmacksfrage" abgetane Suche nach dem geeigneten Therapiepferd klärt die Autorin sachlich, aber individuell: Das Bewegungsmuster von Pferd und Reiter müssen übereinstimmen, das bedeutet sowohl für die Größe als auch beispielsweise die Rumpflänge, daß keine pauschale Antwort gegeben werden kann. Die Größe des Patienten sowie der Grad seiner (motorischen) Beeinträchtigungen bestimmt darüber, welches Pferd ihn bewegungsmäßig angemessen fordert , so daß er davon profitiert. So kann ein Großpferd mit langem Rücken und federnden Gängen manche Patienten überfordern, selbst wenn sie von der Größe her passen würden. Fotofolgen mit Schritt-Bewegungen von Pferd und Mensch und Fotos von überforderten und angemessen geforderten Reitern veranschaulichen das vorher ausführlich Begründete.
Auch Praxisbeispiele mit konkreten Anleitungen finden sich; die Hauptabsicht des Buches ist aber m.E., zu erklären, was in der Hippotherapie überhaupt geschieht und wie es geschieht. Nach der Lektüre des Buches gehört mystische Spekulation über die Wirkungen des Pferdes der Vergangenheit an.
Dieses Buch ist auch für Vertreter der anderen Bereiche der Reittherapie
ein absolutes Muß, und das nicht nur, weil auch sie Klienten mit
motorischen und Wahrnehmungsbeeinträchtigungen haben, sondern vor
allem, weil die positiven Wirkungen des viel gepriesenen Bewegungsdialogs
zwischen Pferd und Reiter sich nur einstellen können, wenn die dafür
notwendigen Voraussetzungen zuvor geschaffen wurden.